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Ein Tag in der 3.a

Am Mittwoch beginnt der Tag für Andreas, eines unserer Integrationskinder, und mich, die Sprachheil- und Sonderschullehrerin der 3a, bereits um 7.20 Uhr. Andreas ist ein Buskind und daher jeden Tag um 7.15 Uhr in der Schule. Jeden Mittwoch nützen wir die Zeit bis zum Öffnen des Schultores um 7.45 Uhr für den gemeinsamen Sprachheilkurs. Wir haben zum Lesen und Schreiben von eigenen Geschichten ein Büchlein angelegt. In diesem arbeiten wir auch heute weiter. Wir schreiben ein paar Zeilen über den bevorstehenden Schwimmunterricht und lesen die Geschichte der Vorwoche nochmals durch. Danach versuchen wir anhand von Wortkarten in verschiedenen Farben (jede Wortart hat eine andere Farbe), Sätze zu bauen. Bsp: Rudi trinkt gerne Wasser. (Namenwort, Tunwort, Wiewort) Andreas hat große Rückstände im grammatikalischen Bereich und kann anhand dieser Übung schon einen kleinen Vorsprung für den heutigen Unterricht herausarbeiten. Danach tippt Andreas seine Lernwörter auf der Schreibmaschine. Diese Art zu üben macht ihm viel Spaß. Da noch Zeit bleibt, darf Andreas den Computer einschalten und ein Lernspiel spielen, bis der Unterricht beginnt.

Zwischen 7.45 und 8.00 Uhr kommen die Kinder in die Klasse. Sie legen ihre Hausübung und das Elternheft auf den Platz, bevor sie noch ein bisschen spielen. Um 8.00 Uhr, wenn sie die Entspannungsmusik aus dem CD-Player hören, gehen sie leise auf den Teppich in der Mitte der Klasse, um einen Sitzkreis zu formen. Wir wünschen uns einen guten Morgen und fragen, ob es etwas Besonderes zu erzählen gibt. Ein Besuch bei der Oma, ein neu gekauftes Buch, ein neues Haustier, ... - über alles Mögliche wollen die Kinder sprechen. Danach beginnen wir, unseren Deutschbereich der Woche zu erarbeiten. Diese Woche wiederholen wir Namenwort, Tunwort und Wiewort. Die Kinder haben bereits die einzelnen Wortarten kennen gelernt. Neu ist, dass wir diese Woche mit den Wörtern verschiedener Wortarten bewusst Sätze bauen. Zuerst sagen uns die Kinder die wichtigsten Rechtschreibregeln: Welche Wörter schreibt man groß, welche schreibt man klein, welche Wörter haben einen Begleiter,... Jetzt müssen Beispiele gefunden werden. An der Tafel gibt es drei Spalten. Die erste Spalte trägt die rote Überschrift: Namenwort, die zweite die grüne Überschrift Tunwort, die dritte die blaue Überschrift Wiewort. Die Kinder nennen Wörter, die sie in die richtige Spalte eintragen. Ein Assistent, den ich vor der Übung ernannt habe, korrigiert, falls ihm ein Fehler auffällt. Nach 15 Minuten haben wir eine beachtliche Sammlung an Wörtern gefunden. Damit bauen wir jetzt mündliche Sätze. Wir bauen einen lustigen Satz: Marion kocht grüne Tomaten. Wir bauen einen ernsten Satz: Simon lernt ein neues Gedicht. Wir bauen einen traurigen Satz: Tobias weint bitterlich. Später werden die Schüler/innen diesen Bereich noch schriftlich festigen, und zwar während der Freien Lernphase. Nun kehren die Kinder auf ihre Plätze zurück. Wir sammeln die Hausübung, für die sie jeweils zwei Tage Zeit haben, ab. Außerdem kontrollieren wir die Elternhefte. Nach einigen kinesiologischen Übungen (Zauberpunkte, Denkmützen, liegende Achter zeichnen,...) erklären wir die neue Hausübung. Heute bekommen die Kinder eine Deutschhausübung, für die sie bis Freitag Zeit haben. In unserem Deutschbuch auf Seite 55 schreiben die Kinder das heutige Datum, unser Erkennungszeichen für Hausübungen. Wir finden hier viele Textbausteine, aus denen die Kinder Sätze formen können. Gemeinsam schreiben wir drei Sätze an die Tafel, damit der Sinn der Hausübung besser verstanden werden kann. Die Leseaufgabe ist im Kleinen Volk zu finden. Damit wir sicher sein können, dass die Kinder den Sinn der Geschichte verstehen, gibt es dazu ein kleines Rätselblatt, welches ebenfalls auszufüllen ist.

Es ist nun Zeit, die Klasse in zwei Gruppen aufzuteilen. Grundsätzlich nehme ich die Integrationskinder mit in den Zweitraum. Die anderen Kinder bleiben in der Klasse. Es wird jetzt mit der Arbeit am Wochenplan (Freie Lernphase) begonnen. Selbstständig suchen unsere Schüler/innen sich die Sachen heraus, die sie noch erledigen müssen (siehe Anhang). Bevor die Integrationskinder mit der Arbeit am Wochenplan beginnen und die Übungen vom Morgenkreis verschriftlichen, vertiefen wir den Bereich nochmals gemeinsam. Es ist für die Kinder mit sprachheilpädagogischem Förderbedarf äußerst wichtig, dass sie vor allem Deutschbereiche sehr anschaulich und oft präsentiert bekommen. Um das zu unterstützen, arbeiten wir mit sehr vielen Lernspielen. Denn Lernen soll auch Freude bereiten... Ich nehme wieder die färbigen Wortkarten zur Hand, die ich bereits im Sprachheilkurs am Morgen verwendet habe. Jedes Kind legt mit diesen Kärtchen für sich einen Satz. Jeder darf seinen Satz vorlesen, die anderen korrigieren, wenn nötig. Im nächsten Lernschritt bilden wir neue Sätze, die wir farbgetreu an die Tafel schreiben. Bsp: Katrin sucht den alten Hut. 7 Sätze stehen nun an der Tafel. Jedes Kind schreibt diese Sätze, wieder farbgetreu, in sein Deutschheft. Nun bekommen die Schüler/innen, abhängig von ihrer kognitiven Leistungsfähigkeit, die Aufgabe, selber einen oder mehrere Sätze zu schreiben und die Wörter, die vorkommen, in der richtigen Farbe zu unterstreichen. Erst dann beginnen auch die Integrationskinder mit der Wochenplanarbeit. Auf dem Plan finden sie weitere Übungen zu diesem Deutschbereich. Ein Beispiel ist die Lernkartei. Hier finden die Kinder eine Sammlung an Wörtern, die sie den richtigen Bereichen in Spalten zuordnen müssen. Ein weiteres Beispiel ist ein Lernspiel, welches wie ein Puzzle aufgebaut ist. Eine richtig zusammengesetzte Puzzlereihe ergibt einen sinnvollen Satz. Aber auch im Buch warten Übungen auf uns.

Um 9.45 Uhr beginnen wir in der Klasse mit unserer halbstündigen Pause. Beim Essen bleiben die Kinder auf ihrem Platz, danach spielen sie in der Klasse oder am Gang. Nach der Pause gibt es Englisch. Die Kinder führen unsere Aufträge aus: Sit down. Stand up. Sit under the table. Sit on the table. Stand on the chair. Cry as loud as possible. Be quiet. Sit down and lay down your head on your hands. Now listen...

Bewegung ist ein wichtiger Aspekt in unserem Unterricht. Nicht umsonst ist "Bewegter Unterricht" unser Motto. Jetzt spielen wir den Kindern einen kurzen Dialog vor, wie er sich am Telefon abspielen könnte. Hello. My name is Linda. May I speak to Jessica? Hello. Jessica is speaking. How are you, Linda? Fine thanks. Do you want to play with me tomorrow? Yes! I see you tomorrow in the garden! Bye Linda. Bye bye Jessica.

Wir haben zwei Telefone mitgebracht. Gemeinsam mit den Kindern führen wir Telefongespräche in englischer Sprache. Die Sätze sind stets ähnlich den Beispielsätzen. Danach schreiben wir einen Beispieldialog in unser Englischbuch. Als Abschluss gibt es noch eine "Colourdictation". Bsp: Paint the flowers blue. Paint the first telephone green, the second one yellow...

Für die letzte gemeinsame Stunde des Tages teilen wir uns wieder auf zwei Räume auf. Die Materialien, die wir für den Wochenplan benötigen, befinden sich zum Teil in der Klasse, zum Teil am Gang und zum Teil im Zweitraum, sodass die Kinder die Räumlichkeiten auch öfter wechseln müssen. Strikte Trennung der Integrationskinder wollen wir vermeiden. Um 12 Uhr haben die römisch-katholischen Kinder ihren wöchentlichen Religionsunterricht. Zwei Kinder sind bei mir im Sprachheilkurs. Die Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache gehen in die Unterrichtsstunden für Interkulturelles Lernen. Dort wird versucht, anhand vieler Materialien die deutsche Sprache "begreifbarer" zu machen. Grammatikalische Rückstände sollen aufgearbeitet werden, der aktive Wortschatz wird erweitert, Rechtschreibkenntnisse werden verfeinert.

Jan und Katharina sind für die nächste Stunde bei mir im Sprachheilkurs. Während der Pause dürfen die beiden sich bereits am Computer betätigen, wo ein Lernspiel auf sie wartet. Während ich mit Jan übe, spielt Katharina weiter am Computer. Dann wird gewechselt. Jan übt im Moment den Laut "sch". Das vorgesehene Arbeitsblatt gehen wir gemeinsam durch. Alle Bilder sollen ausgeschnitten werden. Jene mit "sch" kommen in ein Regal. Achtung! Ins erste Regal kommen jene, die ein "sch" am Beginn aufweisen (z.B. Schüssel). In das zweite kommen jene, die ein "sch" in der Mitte haben (z.B. Muschel) und in das dritte Regalbrett kommen solche mit einem "sch" am Ende (z.B. Busch). Aber es gibt auch Wörter ohne "sch". Für diese wurde ein Mistkübel aufgezeichnet. Wir brauchen sie heute nicht, deshalb klebt sie Jan später hier hinein. Die Wörter werden deutlich gesprochen, die Übung wird mündlich durchgearbeitet. Zu Hause wird sie tatsächlich ausgeführt. Katharina übt das "r". Um sich auf die schwierige Artikulation einzustellen, gurgelt sie für einige Minuten mit Wasser. Mit ihr spiele ich heute eine Art Memory. Statt zwei Karten müssen immer drei gleiche Karten gefunden werden. In der zweiten Runde spielt Jan statt mir mit. So ist es leichter für mich, die Kinder zu beobachten und etwaige Fehler effizient zu verbessern. Nach dieser Lautschulung üben wir die wöchentlichen Lernwörter. In Sätzen verpackt sage ich sie an, die Kinder schreiben mit. Natürlich gibt es einen kleinen Wettkampf, wer denn heute besser sei und weniger Fehler hat... Die Sätze werden auch verbessert, damit sich das richtige Wortbild einprägen kann. Da noch ein bisschen Zeit bleibt, setzen wir uns gemeinsam auf den Teppich. Wir üben das 1x1. Ich stelle die Rechnung und werfe gleichzeitig einen japanischen Papierball zu dem Kind, von dem ich die Antwort erwarte. So weiß jeder, wer an der Reihe ist. Außerdem üben die Kinder Vorsicht, da dieser Papierball leicht zerreißen kann. Wenn die Antwort richtig ist, bekomme ich den Ball zurück. Die Schulglocke ertönt...

Genug gelernt für heute! Vielleicht besuchen Sie uns bald wieder, an einem anderen Tag! Sie sind uns herzlichst willkommen! Liebe Grüße, Ihre 3a (in Vertretung Sonja Schiller, Sprachheillehrerin)

 




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